New Life - that rocks - oder: der gefühlte Glaube

Seit meiner Firmung bzw. meiner Konvertierung von der evangelischen zur katholischen Kirche im Jahr 1990 war ich kein Kirchenbesucher mehr. Für mich hatte die Kirche bzw. die Predigten keinen realen Bezug zum Alltag mehr. Vieles was in den Predigten der Pastoren gesagt worden ist, fand ich "draussen" nicht mehr wieder. Ich entschied mich wegen meiner damaligen Familie und wegen einiger Inhalte der katholischen Kirche (Ehe, Geburt bzw. Abtreibung... etc.) für eine Konvertierung. Mit meiner Exfrau, als gläubige Katholikin und regelmässige Kirchengängerin auf den Philippinen, konnte ich damals auch nicht gemeinsam in die Kirche gehen, wiel sie ihr in Deutschland nicht entsprach oder sie vielleicht die Predigten nicht verstand.

Ehrlich gesagt, ich fand auch die Gestaltung der Gottesdienste in Deutschland nicht mehr interessant und zeitgemäss. Der "Gemeindechor" und die Orgelmusik klang doch eher wie ein wehleidiges Gejaule. Die Kirchenlieder aus dem Gesangbuch waren auch Jahrhunderte alt.

Erst bei meinem 3. Besuch auf den Philippinen habe ich die Kirche wieder entdeckt. Es ist das Newlife Christian Center in Alabang, im Süden von Manila. Das ist eine unabhängige und freie Kirche, finanziert von US-Amerikaner und von Spenden der Kirchenmitglieder. Der Bau der Kirche dauerte bisher rund 10 Jahre und ist bis heute nicht abgeschlossen. Auf digitalen Filmen sieht der Gebäudekomplex sehr pompös aus. Schaut man sich einige Räume von innen an, werden einige Räume, wie die sanitären Anlagen schon wieder renovierungsbedürftig. Beim letzten grossen starken Regen hat es von der Decke der Eingangshalle geregnet. Als Hauptverantwortlicher und Finanzier kann einem das schon grosse Sorgen bereiten. Soweit hierzu...

Der sonntägliche Gottesdienst ist alles andere als langweilig. Er besteht aus einem Kirchenchor, Gesangssolisten und einer Musikband. Für eine Kirche in Deutschland mag dieses vollkommen untypisch sein. Zu Anfang des Gottesdienstes wurde ca. eine Stunde musiziert und gesungen. Die christliche Musik war sehr modern und von Laien gespielt. Sie klingt aber sehr professionell, und besser konnte man keine christliche Musik spielen. Bei der Musik war man eingeladen mitzusingen. Die Texte wurden an die Wand gescreent. Man hatte das Gefühl, eher auf einem Rockkonzert als auf einem Gottesdienst zu sein. Aber das ist es, was moderne Gläubige anzieht. Und die Filipinos sind sehr gläubige Menschen. Leider habe ich hier im Blog keine technischen Möglichkeiten, die Musik hier einzuspielen. Bei der Musik singen auch die ganzen Kirchenbesucher mit. Da bebt sogar der ganze Boden. Die Musik ist zum Teil sehr gefühlsbetont und improvisiert. In Deutschland habe ich derartiges noch nicht gesehen und erlebt. Mir sind schon oft die Tränen in die Augen gekommen, so gut war die Musik anzuhören. Da muss ich noch nicht einmal die englische Sprache vollendst verstehen.

Die Predigten sind alles andere als nur ein Herunterzitieren und Kommentieren von Bibeltexten. Sie haben eine gewaltige Rhetorik und beziehen sich zum Teil auch auf das alltägliche Leben. So habe ich den Glauben an Jesus Christus noch nie mitgeteilt bekommen. In Deutschland geht man Sonntags zum Gottesdienst und dann folgt 6 Tage gar nichts. In dieser Kirche erlebt man eine vollkommen andere Welt. Die Kirche ist nicht als Gebäude zu verstehen sondern als Glaubensgemeinschaft. In dieser Kirche kann man sich fast die ganze Woche hindurch an Veranstaltungen, Ehrenämtern (Besuch von Gefangenen, Hilfe von Opfern von Umweltkatastrophen etc.) beteiligen. Man fühlt sich richtig eingegliedert, egal wo man im Leben steht.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Mentalitaet der Filipinos

Vorbereitungen für die Reise auf die Philippinen in vollem Gange

Jeepneys und andere Verkehrsregeln