Mein erster Besuch in einem philippinischen Gefängnis

Heute stattete ich zum ersten Mal in meinem Leben als Besucher ein Gefängnis in Muntinlupa City im Auftrag von der freien Kirche New Life in Alabang bei Manila ab. Ich erlebte einen Gottesdienst der besonderen Art. Zuerst trafen sich die Teilnehmer in der Kirche in Alabang, um dort einen Gottesdienst abzuhalten. Nach dem Gottesdienst gab es einen Imbiss. Am frühen Nachmittag fuhren wir dann mit Privatwagen in das Stadtgefängnis von Muntinlupa City. Das Wetter schlug um und es regnete stark, als wir vor den Toren des Gefängnisses ankamen. Das Gefängnis ist von außen eher unscheinbar. Wir mussten durch Wasser waten, um ins Innere des Gefängnisses zu kommen.

Wir packten die Wagen aus und trugen Getränke, Kuchen und die Bibeln in das obere Stockwerk des Gefängnisses. Mehrere Zellen im Gebäude lagen eng beieinander. Mehrere Insassen mussten sich ein Zelle teilen. Sowohl Männer als auch Frauen zählten als Insassen, in Zellen getrennt. Um ins obere Stockwerk zu gelangen, mussten wir mehrere Stahltreffen aufsteigen. Oben angekommen, sah es eher wie ein Vogelkäfig aus, in dem sich ein kleiner Sportplatz für Basketball befand. Hunderte von Frauen und Männer saßen in gelben T-Shirts wohl gekennzeichnet als Insassen auf Holzbänken. Es hatte zuerst den Anschein, als seien sie keine Gefängnisinsassen, denn sie saßen recht friedlich nebeneinander.

Nach der Eroeffnung fand die Bibelarbeit in Gruppen statt. Ich verstand kein Wort, da beides in der Sprache der Filipinos abgehalten wurde. Während der ganzen Zeit saß ich auf der Hinterbank und verfolgte das Geschehen und beobachtete die Gesichter. Von außen prasselte der Regen auf das Blechdach des Gefängnisses. Während der Bibelarbeit wurde Trinkwasser in Plastikgläsern verteilt. Auf den Tischen neben mir wurden die Kisten mit den Kuchen aufgestellt. Mein Vermieter, der Neuseeländer, der mich zu dem Gottesdienst im Gefängnis am vorherigen Sonntag einlud, machte Bilder von den anwesenden Personen, von den Kirchenmitgliedern, als auch von den Insassen. Ich saß eher teilnahmslos auf der Bank, denn es war mein erster Tag in so einer Umgebung. Jedenfalls hielt ich mich in einem humanen Gefängnis auf, in dem die Insassen menschenwürdig behandelt werden.

Am Ende der Bibelarbeit hielt der Pastor noch eine Predigt in Tagalog. Während der Predigt konnte ich geistig abschalten. Eine junge Frau - Mitglied der o.g. Kirche - setzte sich während der Predigt zu mir auf die Bank und fragte mich, von welchem Land ich wäre und ob es das erste Mal wäre, dass ich am Gottesdienst ein einem philippinischen Gefängnis teilnahm. Letztere Frage beantworte ich mit "ja".

Nach dem Abschlussgebet wurden die Kuchen und die Getränke an die Gefängnisinsassen verteilt, die dann anschließend, wohlerzogen, wieder in ihre Zellen zurück kehrten. Trotz ihres Schicksals im Gefängnis: gottesführchtig sind die Filipinos alle mal, auch wenn sie eine Zeit ihres Lebens im Gefängnis verbringen müssen.

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