Armut auf den Philippinen - Hilfe, nein danke? (Teil 1)

Es ist für mich sehr schwer zu verstehen, wenn eine philippinische Frau durch Arbeitslosigkeit in Armut gerät und dann eine Hilfe nicht angenommen wird. So hier auch mit meiner Bekannten Chessa, die ich vor ca. 5 Jahren im Yahoo-Chat kennen gelernt habe. Von Beruf ist sie Sicherheitsfachkraft (Wachschutz). Zuletzt hatte sie in einem Supermarkt in Las Pinas bei Manila gearbeitet. Mit ihr hatte ich von Ende März bis Ende April in einem Studio gewohnt. Das ist eine Einraumwohnung.

Dadurch, dass sich für 2 Monate auf der Insel Negros gewohnt hatte, ist der Kontakt zu ihr nur sehr spärlich gewesen. Als ich Ende Juni wieder nach Manila zurück kehrte, fragte ich per SMS an, ob sie denn noch im Supermarkt arbeiten würde, weil ich sie dort seit einigen Tagen nicht mehr gesehen hatte. Darauf folgte 3 Wochen Schweigen. Ich nahm an, dass sie sich wiederum die Handyaufladung nicht leisten konnte, was schon öfters der Fall gewesen ist. Anfang der Woche erhielt ich dann endlich eine Nachricht von ihr, dass sie von nun an nicht mehr in diesem Supermarkt arbeiten würde. Den Grund habe ich bis heute nicht erfahren, weshalb sie dort aufgeh
ört hat. Sie kümmert sich nun um einen anderen Arbeitsplatz im Ausland oder irgendwo auf den Philippinen.

Auf den Philippinen gibt es keine Arbeitslosen- und Sozialhilfe. So fragte ich sie denn an, wovon sie denn jetzt leben würde. Darauf bekam ich nur die Antwort, sie würde sich nun auf die Suche nach sich selbst begeben und niemand k
önnte ihr das Geld für die täglichen Bedürfnisse geben. D.h. noch nicht einmal ihre in Manila lebende Schwester kann ihr helfen.

Damit sie nicht hungern muss, bot ich ihr an, mit ihr täglich einmal in eine Kantine zu gehen, wo es philippinische Mahlzeiten gibt. Sie lehnte es ab, was ich nicht verstand. Sie schickte per SMS nur ein plattes "no" herüber. Selbst mit einem Treffen war sie nicht einverstanden, dabei wohnt sie in derselben Strasse wie ich. Am nächsten Tag kam die Frage - ebenfalls über das Handy - wo ich denn jetzt sei. Ich schrieb: in meinem Zimmer in dem großen grünen Haus in derselben Straße. Ich nahm an, dass jetzt als nächstes die Frage käme, ob sie mich besuchen kommen k
önnte - Fehlanzeige. Wiederum kam eine Meldung auf meine Frage: "not now". Somit schrieb ich ihr dann nichts mehr, weil für mich die Sachlage äußerst frustrierend war.

Im Mai hatte sie mich telefonisch noch um Bargeld gebeten. Ich war unsicher, ob ich ihr überhaupt Geld leihe, weil ich vermutete, dass sie es mir eigentlich gar nicht zurück bezahlen kann. Sie kommt mit ihrem monatlichen Einkommen einfach nicht hin. Von ihrem verhältnismäßig niedrigen Einkommen (9000 PHP mtl.) schickt sie noch monatlich 1000 PHP an ihren Vater in Leyte. Davon kann man eigentlich gar nicht leben. Das sind umgerechnet ca. 150 Euro im Monat bei 72 Stunden Arbeit in der Woche! Davon kann sie sich noch nicht einmal eine eigene Wohnung (Appartment) leisten.

In letzter Zeit werde ich oft von Frauen nach Geld (zinslosen Kredit) gefragt und es ist schwer, denen zu erklären, dass ich selbst nur eine niedrige Rente aus Deutschland beziehe. Irgendwie versuche ich dann immer auf eine Gegenleistung z
u kommen, d. h. dass ich mal begleitet werde, wenn ich in Manila mal eine Behörde, z. B. das Immigrationoffice zwecks Verlängerung meines Visas aufsuchen muss. Und das haut dann auch nicht hin, weil sie sich dann nicht an die Verabredungen halten. So werde ich dann misstrauisch. Von einer Filipina selbst ist mir geraten worden, nie Geld zu verleihen, weil ich es dann nie wiedersehen würde - und recht hat sie wohl.

Dann ist es hier Mode geworden, mich um Aufladung von fremden Handys zu bitten (Pasaload). Gelegentlich mache ich es dann schon mal, wenn es sich um gute philippinische Bekannte handelt, aber nur 5 - 10 Peso weise. So nach und nach summieren sich dann sie Summen, stelle ich fest. Ich bin aber nun mal keine Handyaufladestation und erfinde dann immer Ausreden, wenn es mir wirklich zuviel wird.

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